…eine Ballonfahrt die ist schön!

Schon 2015 stand ein Besuch des Bonner Ballon Festivals inklusive einer Ballonfahrt auf dem Programm. Diese wurde damals aber leider wegen Schlechtwetter durch den Veranstalter Skytours abgesagt. Skytours zeigte hier eine sehr gute Orga was das Verlängern der Tickets betraf, war alles überhaupt kein Problem. Es schien wie tausendfach geprobt.

Für jeden der dies ebenfalls mal machen möchte mit Skytours: Im vorliegenden Fall wurde der Tickettyp „Klassik“ gewählt. Dies hätte den Vorteil gehabt, dass man während der einjährigen Gültigkeit jeden Ballonflug wählen kann, sofern noch Plätze verfügbar sind. Bucht man ein (günstigeres) Festival-Ticket ist es eben auch nur dort gültig, wie auch eventuell folgende Verlängerungstickets.

Aber zurück zum eigentlichen Thema, heute ist Samstag, der 11. Juni 2016 und um 18:30 Uhr steht eine Ballonfahrt auf dem Programm. Leider zeigt sich das Wochenendwetter nicht von der netten Seite, weder in Frankfurt noch in Bonn. Überhaupt spielt das Wetter gerade etwas verrückt. Wider Erwarten zeigt mein Mobiltelefon um 11:05 Uhr folgende Nachricht an: „Guten Tag. Ihre Ballonfahrt heute Abend kann wie geplant stattfinden. Bitte bringen Sie Ihr Ticket mit, ziehen Sie feste flache Schuhe an und nehmen Sie eine Kopfbedeckung mit. Kameras dürfen Sie abgesichert gerne bei sich tragen. Ihr Skytours Team“ – die Ballonfahrt ist somit bestätigt. Also auf ins Auto und ab nach Bonn, aus Frankfurt nur ein 160km Hüpfer mit meinem Sechs-Ender.

In Bonn angekommen steht Parkplatz suchen auf dem Programm, aber nach zwei oder drei Ehrenrunden wird der Wagen erfolgreich abgestellt. Der Fußweg zum Festivalgelände erweist sich als kurz, hat man ja nichts dagegen (besonders in Anbetracht des noch kommenden…). Zum Start ein Kölsch mit einem frischen Brezel, wenig später gefolgt von einer leckeren Currywurst (auch hier: gut so in Anbetracht des noch kommenden). Um 17:30 Uhr geht es zum CheckIn und um 18:30 soll es losgehen – und ich frage mich schon lange: Wo sind denn nun die ganzen Ballone…? Nach erfolgreichem CheckIn sitzen wir alle in einem kleinen Ferch und warten, die Wolkendecke ist geschlossen, unglaublich Schwül und es ist drückend Warm. Um 18:00 kommt plötzlich Unruhe in die Herde als der Veranstalter verlauten lässt, dass die Fahrten wegen mangelnden Windes unter Umständen entfallen müssen. Um 18:20 Uhr ist dann plötzlich wieder alles ganz anders und gut – Deutscher Wetterdienst und Flughafen Bonn geben grünes Licht. Wir werden in Windeseile und ein wenig chaotisch auf verschiedene Ballone verteilt. Dann geht es flinken Fußes im Gänsemarsch dem Piloten hinterher in Richtung große Wiese – auf der noch immer keine Ballone zu sehen sind. Komisch, Komisch. Während der folgenden Einweisung wird uns Passagieren dann auch klar, warum…

Wir sind nicht nur zum Mitfahren hier, sondern auch zum Mitaufbauen und später dann auch dem Mitabbauen. Also werden wir mit Handschuhen ausgestattet und die Vorarbeiter machen sich einen Spaß daraus die kräftigen Herren, vier an der Zahl, mit einem 350kg Sack im Schlepp über die Wiese zu treiben. Während die einen den Sack ziehen (scheiße ist der schwer), ziehen andere den Ballon als 35 Meter lange Ballonseidenwurst aus dem Sack und entfalteten diese in die Breite. Am anderen Ende des Ballons, an dem bereits der 950kg Korb für 13 Personen auf der Seite liegend am Ballon befestigt ist, wird per Gasflamme und Ventilator der Ballon aufgeblasen. Erst wenn sich der Ballon bis zum Ende gefüllt hat wird die Kappe mit einem Deckel verschlossen. Ab dann geht alles ganz schnell, man kann zusehen wie sich der Ballon aufbläht und sich plötzlich, nach Erreichen des nötigen Auftriebs, vom Boden erhebt und dabei sich wie auch den Korb senkrecht stellt. Dabei wird er von zwei Seilen und vier kräftigen Männern gehalten, außerdem ist der Korb am Boden gesichert. Das Ganze hat jetzt zirka 45 anstrengende Minuten gedauert und um 19:20 Uhr heben wir ab. Dabei stoßen die Brenner unter lautem fauchen riesige Flammen in die 8500 Kubikmeter fassende Ballonhülle, unsere Fahrt beginnt. Glück gehabt, denn laut Statistik findet tatsächlich nur jede 5 Fahrt statt. Es kann also dauern mit der Realisierung eines Wunsches…
Vor lauterlauter habe ich nicht daran gedacht den GPS Logger einzuschalten um die Fahrtroute zu dokumentieren. Aber es geht grob von der Bonner Rheinaue über Beuel, Tannenbusch und Hardtberg nach Witterschlick. Die Fahrt als solches verläuft ohne Probleme, zumindest für uns. Einer der anderen Ballone landet von uns beobachtet in einer der kleinen Ortschaften um Bonn, mitten auf einer Straße und wir sehen die Rettungswagen aus allen Richtungen herbei eilen. Später, nach unserer eigenen weniger spektakulären aber erfolgreichen Landung gibt es aber direkt Entwarnung, niemandem war etwas passiert. Ich muss wirklich sagen das Ballonfahren etwas hat, in unserer Reisehöhe von 200m bis 700m ist es leise. Steuern kann der Pilot nur, indem er den Ballon durch mehr oder weniger heiße Luft ab- und aufsteigen lässt und so die unterschiedlichen Windrichtungen und -geschwindigkeiten in den verschiedenen Luftschichten zur Richtungskontrolle nutzt. So im Korb stehend wird einem auch klar, wieso man eine Kopfbedeckung mitbringen soll – die Brenner strahlen eine Hitze ab, einfach unglaublich. Da man sich ja selber ebenso schnell wie der Wind bewegt, gibt es überhaupt keinen Fahrtwind und somit auch keinen Luftzug zur Kühlung. Man hat dafür eine wirklich tolle Sicht und es macht Spaß aus dem eigenen Ballon einen anderen zu beobachten. Grundsätzlich weckt ein Ballon wohl den Drang, wild mit Armen und Sitzkissen zu wedeln, am Himmel wie am Boden und dabei laute HalloHallo rufe auszustoßen. Einer sehr überraschten Familie, die gerade ihr Abendmahl auf der Terrasse einnimmt wünschen wir lauthals einen guten Appetit, was mit einem wedelnden Danke! Bitte! beantwortet wird. Überhaupt scheinen Ballone gern gesehene Objekte am Himmel zu sein, dieses Gefühl habe ich zumindest. In Witterschlick erfolgt dann die Landung gegen 20:40 Uhr in einem Feld, was die Aufmerksamkeit einiger Anwohner erregt. Nach versetzen des Ballons aus der Feldmitte zum Rand – natürlich wieder per Muskelkraft – rotten sich einige Kinder zusammen und nehmen den Korb sofort in Beschlag. Ich bin überrascht dass sich da niemand dran stört. Nun erfolgt Abbbau und Verpacken des ganzen Gerödels was nicht weniger anstrengend ist als der Aufbau. Um 21:30 Uhr ist es dann soweit, alle überlebenden Mitfahrer werden per Taufe in den Adelsstand erhoben und jeder bekommt nebst Sekt seine Taufurkunde. Somit führe ich ab heute den Titel „Freiherr Roland, der unbeugsame Raubritter auf Himmelfahrt nach Witterschlick“. Unser Pilot Hans-Joachim erzählt noch ein paar Geschichten aus seiner Zeit als Ballon-Pilot. Er hat jetzt in etwa 2700 Fahrten hinter sich und berichtet von Alpenüberquerungen per Ballon im Winter, Fahrten am Nordkreis, Werbefahrten in Florida und der Albuquerque Balloon Fiesta in New Mexico, USA . Früher war er mal IT’ler, stieg aber vor 25 Jahren aus und machte sich Selbstständig mit Skytours. Inzwischen zählt seine Firma zu den größten Europas die solche Reisen anbietet. Insgesamt passt das Ganze zu ihm wie Arsch auf Eimer, eine nette Person und Persönlichkeit. Die Verfolger, so nennt man die Autos die dem Ballon am Boden folgen, bringen uns zurück zum Festivalgelände. Dort gibt’s noch ein Sektchen zum Abschied und es geht auf zum Ballonglühen. Dies ist etwas, was man wirklich mal gesehen haben sollte. Die umliegenden Hügel der Rheinaue sind mit auf Decken liegenden und sitzenden Besuchern bevölkert. Um 22:30 beginnt das Schauspiel und 11 Ballone versuchen, ihre Brenner im Takt zu eingespielten Musikstücken wie dem Titelsong des Films 1492 von Vangelis oder dem Wiener Walzer zu zünden – was scheinbar nicht gar so einfach ist wie man denkt ;-). Trotzdem oder gerade deswegen sehr schön anzusehen und kurzweilig und wird mit viel Applaus bedacht. Das Glühen ist nach zirka 45 Minuten um 23:15 Uhr vorbei. Insgesamt eine gelungene Veranstaltung und toller Ausflug mit viel Spaß und mancher Überraschung. Jedem der nicht unter Höhen- oder Flugangst leidet, lege ich eine Ballonfahrt ans Herz.
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